Nachrichtenarchiv La Palma Aktuell September 2016




Freitag 02.09.2016
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Aktivismus nach dem Feuer
Die Aufgaben sind verteilt, das Geld aber noch nicht


Es hat bereits mehrere Gesprächsrunden gegeben. Techniker, Bürgermeister, Inselregierung und eben auch der Präsident des Gobierno de Canarias waren anwesend. Es ging und geht darum, was muss jetzt nach dem Waldbrand alles unternommen werden, um die Schäden auszugleichen und weiteres Ungemach zu verhindern. - Schnell hat man Pläne zur Hand, was keine große Überraschung ist, denn solch ein Feuer, auch in den gleichen oder ähnlichen Ausmaßen ist für die Allermeisten ja ein Déjà-vu und eigentlich wissen wir genau, was zu tun ist. - Bereits im Jahr 2009 entwickelte man reichlich Pläne, dann erneut im Jahr 2012 und nun kämpft man wieder gegen die Zeit. Jetzt scheint weniger das Problem das Fortschreiten der Monate an sich zu sein, sondern die Gefahr, dass dieses Feuer in den medialen Hintergrund gerät und somit auch die Finanzierung der vielen richtigen und wichtigen Projekte nach dem Feuer aus der ersten Linie des Interesses verschwinden.

Lügenpresse ist hier weniger das Thema, eher Vergessenpresse. Schon wieder wedelt man eifrig mit Projekten und Plänen umher und hofft, dass irgendjemand nicht nur Pläne entwickelt, oder eben aus der Kiste mit der Aufschrift (to do 2009 und 2012) zieht, sondern auch Gelder dafür auftreiben kann. - Sechs Millionen Euro, so viel hat die Inselregierung nun mit schnellem Stift ermittelt, so viel müsste man in den kommenden Monaten aufbringen, um die dringendsten Schäden des Feuers abzudecken. - Dabei stehen natürlich die Notfallmaßnahmen gegen die erwartete Erosion ganz vorne an. Aus bitterer Erfahrung wissen wir ja, dass nach dem Feuer starker Regen noch mehr Schaden anrichten kann, als das Feuer selbst und das soll sich nicht wiederholen. - Dabei fällt auf, dass eben der Ausbau der Straße LP2 zwischen Fuencaliente und Tajuya immer noch nicht fertig ist. Bereits vor sieben Jahren, also nach dem Feuer im August 2009, hat man dort Schutzmaßnahmen geordert, geplant und teilweise auch durchgeführt, aber eben nicht in dem Ausmaß, welche eine weitere Intervention heute ausschließen würde.

Da mag manches verziehen werden wegen der Krise. 2009 war eines der schlimmsten Jahre des Sparzwangs und so muss man eben heute vieles von dem nachholen, was damals nach dem Feuer nicht erledigt wurde. - Gut, vieles konnte man auch noch nicht machen, da eben der Ausbau der Straße zum großen Teil noch gar nicht begonnen war. - Klugerweise, oder notgedrungen, so genau weiß ich das nicht, hatte man viele Teile der an der alten Straße gar nicht beachtet, da es ja keine Sinn macht, die alte Straße zu schützen, wo man doch eh so ziemlich alles neu macht. - Und eben jetzt geht es um die neue Straße, auch wenn die Trasse in den meisten Abschnitten gleich geblieben ist und oft nur begradigt und verbreitert wurde. - Allerdings muss man sich einfach nur die Umgebung dort der LP2 ansehen, die führt entlang der Cumbre Vieja, immer an den Abhang klammernd. Bislang kennt man 31 Stellen, an denen Wasserabläufe in größerem oder kleinerem Umfang die Straße queren. - Und eben genau diese Stellen müssen jetzt befestigt und angepasst werden, da man eben nach dem Feuer verstärkte Erosion und Wasserabflüsse fürchtet. So wie das eben im Dezember 2009 auch schon war und die Südverbindung zwischen dem Aridanetal und der Südspitze für Wochen beeinträchtigt hatte.

Alles hängt natürlich von der Wetterentwicklung ab. Bleibt man bei der Serie der regenarmen Winter, dann braucht man gar nicht viel zu tun, allerdings wäre man äußerst schlecht beraten, sich solchen Serien hinzugeben. - Auch besagen ja die Bauernregeln nach einem heißen August viel Regen im folgenden Winter. Es wäre nicht nur schade, sondern sogar sträflich fahrlässig, wenn man diese neue und sehr teure Verbindungsstraße in den Sünde durch Erosion gleich wieder beschädigen würde. - Auch darf die Frage gestellt werden, ob man denn diese ganzen Arbeiten, rund um den Schutz der Straßen, nicht bereits bei der Planung des Ausbaus hätte berücksichtigen müssen. - Der Hinweis wird allerdings wohl ein bisschen zu weit führen, denn es ist unmöglich, alle Risiken und Möglichkeiten vorher zu berechnen, und irgendwann auch einfach viel zu teuer. - Sicher kann man jede Infrastruktur einem "Worst-Case-Szenario" aussetzen und danach planen, allerdings wird man dann schnell feststellen, dass solche Vorsorge irgendwann nicht mehr zu bezahlen ist.

Und beim Stichwort bezahlen schließt sich unser kleiner Kreis. Es ist nicht so, dass wir nicht wüssten, wie es ginge und wo der Wald drückt, aber je weiter die Flammen, der Geruch und auch das Presseinteresse an dem Feuer aus der Tagespresse rückt, um so schwerer wird es, den üblichen Töpfen Gelder zu entlocken. - Das ist eben auch Teil der Politik. Wenn kein aktueller Anlass vorhanden ist, dann liegt kein Druck an und schon werden finanzielle Prioritäten wieder anders gesetzt. - Drum schnell, noch kommt Fernando Clavijo, der Präsident des Gobierno de Canarias auf die Insel, wenn man ihn ruft. Wegen der schweren Schäden, welche das Feuer bewirkt hat und lasst uns ihn festnageln auf die Millionen, die es eben kostet, eine Straße zu schützen, die an einem steilen Abhang entlang führt. - Alles menschlich und so liegt es nun an den Bürgermeistern der betroffenen Gemeinden genau so, wie an den zuständigen Leuten in der Inselregierung. Das momentane Interesse muss zeitnah in reelle Finanzierungen umgeleitet werden, damit wir in ein paar Jahren, nach dem nächsten Feuer, nicht genau diese Zeilen wiederholen müssen.






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